Pleurotus (Seitling)

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Pleurotus ostreatus, Austernseitling, Austernpilz, Ping Gu, Kalbfleischpilz

Seitlinge sind auch hierzulande als Speisepilze sehr beliebt, zum Beispiel der Austern– oder Kräuterseitling. Diese Pilze sind Holzbewohner, die weltweit vorkommen. In den Subtropen und den gemäßigten Klimazonen treten sie vor allem in der kälteren Jahreszeit auf. Meist findet man den Pilz auf Totholz oder auf den Stümpfen verschiedenster Laubbäume.

Ausreichend große Austernpilze lassen sich gut panieren. Diese Zubereitung hat dem Pilz wahrscheinlich den Namen Kalbfleischpilz eingebracht. Rohe oder ungenügend erhitze Austernpilze können aber zu Verdauungsschwierigkeiten führen. Grundsätzlich ist es ratsam, Pilze schonend in der Küche zuzubereiten und auf den rohen Verzehr zu verzichten.

1951 gelang es erstmals in einem Verfahren, aus Seitlingen die antibiotisch-wirksame Substanz Pleuromulin zu extrahieren. Seitdem wird diese medizinisch verwendet. In der asiatischen Medizin findet dieser Vitalpilz unter anderem bei der Behandlung von Hexenschuss und hohen Cholesterinwerten eingesetzt.

Pleurotus wurde bereits in der Song- Dynastie in einem Gedicht gepriesen. In der Ming-Dynastie wurde der Pleurotus von Lu He in Shi Wu Ben Cao (Lebensmittel- Materia Medica) und von Lun Mao in Dian Nan Ban Cao (Materia Medica aus Süd-Yun Nan) erwähnt.

Nomenklatur

Die Gattung der Seitlinge (Pleurotus) gehören zu den Seitlingsverwandten. Die Gattung und die Artabgrenzung werden von den Mykologen immer noch kontrovers diskutiert. Weltweit werden derzeit etwas 30 Arten der Gattung zugerechnet. In Europa kommen etwa achte Arten wild vor.

Der Austernseitling wird Pleurotus ostreatus genannt. Die Namensgebung hängt mit der besonderen Wuchsform der Pilze zusammen, die an Austern erinnern. Der Gattungsname setzt sich aus den zwei griechischen Begriffen »pleuron« was zu Deutsch Rippe bedeutet und »ous«, was Ohr bedeutet zusammen. Das Epitheton »ostreatus« kommt aus dem Lateinischen und bedeutet, »wie eine Austernschale aussehend«.

In Japan nennt man den Pilz Hiratake und in China Ping Gu.

Charakterisierung gemäß Schulmedizin

Der Pleurotus wirkt entzündungshemmend, schützt vor Thrombosen und ist immunmodulierend. Des Weiteren zeigt er eine beachtliche Wirkung bei der Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels. Zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels empfiehlt sich die tägliche Einnahme von etwa 3 bis 5 Gramm eines Pilzpulvers.

Der Pleurotus ist reich an Vitaminen des B-Komplexes, wie B1 (Thiamin), B2 (Ribo­flavin), B5 (Niacin), B6 (Pyridoxin), B7 (Biotin) und B12 (Cobalamin). Darüber hinaus enthält er Folsäure, sowie die Vitamine C und D (Calciferol). Ein Viertel der Trockensubstanz besteht aus Proteinen und enthält alle essenziellen Aminosäuren.

B-Vitamine dienen der Energiegewinnung des Körpers aus Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen und sind für die Funktion der Nervenzellen und Muskeln verantwortlich.

Vitamin D (Calciferol) fördert die Knochenbildung und beugt der Osteoporose vor.

Zielorgane

Leber, Niere, Blutgefäße, Muskeln und Sehnen, Verdauung

Wirkung

Der Pleurotus wirkt schützend auf Leber und Nieren und hilft bei Beschwerden in den Verdauungsorganen. Hier üben die Ballaststoffe einen positiven Effekt auf die natürliche Bakterienflora und das Mikrobiom des Darms aus. Laktobazillen, Bifidobakterien und Enterokokken werden in ihrem Wachstum unterstützt. Wenn man sich bewusst macht, dass der Darm die größte Austauschfläche des Menschen mit der Umwelt ist, wird sofort klar, wie wichtig ein gesunder Darm für den gesamten Organismus ist.

Untersuchungen legen einen positiven Einfluss des Pilzes auf den Stoffwechsel der Knochen nahe. Dies lässt sich auf das Vorhandensein des Vitamin D2 zurückführen.

Seitlinge tun dem Blut und den Blutgefäßen gut und schützen vor Artheriosklerose. Für die cholesterinsenkende Wirkung sind die enthaltenen Statine, wie das Lovastatin mitverantwortlich. Dazu wurden verschiedene wissenschaftliche Studien mit bemerkenswerten Ergebnissen gemacht. Sowohl

im Serum als auch in der Leber verminderte, sich der Cholesterinspiegel um bis zu 41 %. Die Wissenschaftler zeigten außerdem, dass die Reduktion vor allem das gefäßschädigende LDL betraf, und beobachteten eine Zunahme beim gefäßschützenden HDL. Außerdem konnten sie eine Reduktion arteriosklertischer Plaques festhalten.

Beta-D-Glucane, wie zum Beispiel das Pleuran aus dem Pleurotus, ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen mit Krebszelllinien. Im Reagenzglas hemmen Austernpilze deutlich das Wachstum entarteter Zellen. Sie stimulieren die Aktivität natürlicher Killerzellen. Darüber bewirken die Pilze in den Krebszellen das Wiederanschalten eines Vorgangs, der als Apoptose bekannt ist.

Indikationen

  • Cholesterinsenkung
  • Hemmung von Tumoren
  • Immunmodulation
  • Radikalfänger
  • Antiviral (Warzen)
  • Behandlung von Muskeln und Sehnen
  • Verdauungsfördernd
  • Beugt Osteoporose vor

Zusammenfassung

Der Pleurotus ist ein heimischer Pilz, der sowohl als vorzüglicher Speisepilz wie auch aus Vitalpilz viele positive Anwendungen hat. Als gesundes Lebensmittel sollte er regelmäßig konsumiert werden. Gerade in Bezug auf die Inhaltsstoffe kann der Pilz überzeugen.

Eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen über die Nahrung wird durch den Verzehr von Fisch, Fleisch und Innereien ermöglicht. Für Vegetarier und Menschen mit erhöhtem Harnsäurewert und Gicht sind diese hoch purinhaltigen Lebensmittel allerdings weniger geeignet. Hier kann der Pleurotus eine wichtige Rolle als Vitamin-B-Lieferant einnehmen.

Seine Rolle als Vitalpilz ist sehr vielseitig. Insbesondere findet er in der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen und bei Krebserkrankungen Beachtung. Sowohl in der präventiven als auch in der kurativen Anwendung kann der Pleurotus mykotherapeutisch eingesetzt werden.

Vielleicht möchten Sie den Pilz selber kultivieren? Im Handel sind Brutstätten für Zuhause erhältlich und es lassen sich ohne Probleme mehrere Kilogramm Frischpilz kultivieren.

Bei gesammelten Pilzen sollten Sie dagegen etwas vorsichtiger sein, da der Pleurotus gerne Schwermetalle anreichert. Achten Sie daher besonders gut auf den Standort, an dem der Pilz gewachsen ist. Da er aus seiner Umgebung Giftstoffe aufnehmen kann, muss mit entsprechender Vorsicht vorgegangen werden.

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